Michael - rezidiv. TM
Erfahrungsbericht Michael aus Dortmund vom März 2008
Mein Name ist Michael, ich bin 46 Jahre, wohnhaft in Dortmund und habe Ende Oktober 2007 die ersten Symptome meiner TM verspürt.
Nach dem Auftreten der ersten Symptome ca. 24. / 25. Oktober 2007 (Kribbeln linker Unterschenkel, dann Taubheitsgefühl, dann auch rechts) bin ich zu meinem Hausarzt gegangen, der mich nach Stress fragte. Da ich bejahte, riet er mir, noch abzuwarten und mir Ruhe zu gönnen. Leider stieg mein Taubheitspegel immer weiter an, sodass ich in der Nacht zum Freitag, den 2. November 2007 Taubheitsgefühl bis in Höhe der Brustwarzen hatte und auch nur noch sehr mühsam laufen konnte. Also wieder zum Hausarzt, der sich aber die Symtome nicht erklären konnte und mich sofort in die Neurologie der Städtischen Kliniken Dortmund zur Notaufnahme einwies. Dort untersuchte mich ein Stationsarzt (Neurologe). Der stellte mir einige Fragen zu meinen Beschwerden und deren Verlauf und führte eine neurologische Erstuntersuchung durch. Er meinte, es käme eigentlich nur ein Bandscheibenvorfall oder eine Rückenmarksinfektion in Frage, letztere mit größerer Wahrscheinlichkeit. Ich konnte das überhaupt nicht glauben: Bandscheibenvorfall in der Brustwirbelsäule?! Und eine Rückenmarksinfektion schloss ich mal gleich aus. Hatte ich ja noch nie gehört, dass es so etwas gibt! Da ging ich noch davon aus, wahrscheinlich ist alles halb so wild und ich dachte, dass ich mit etwas Glück schon zum Wochenende wieder entlassen werden könnte.
Aber dann kam erstmal meine stationäre Aufnahme in die Neurologische Klinik. Kurze Zeit später gab es auch schon ein Kernspin. Der Arzt sagte mir dann, es sei eine Entzündung im Rückenmarkskanal in Höhe TH 5/6 sichtbar. Zur weiteren Diagnose wurde auch eine Lumbalpunktion durchgeführt. Mir wurde mitgeteilt, dass weitere Untersuchungen erforderlich seien sowie eine 14tägige Therapie mit Kortison und Aciclovir. Letztlich hatte ich also meine Diagnose Myelitis bereits 10 Tage nach Auftreten der allerersten Symptome. Im Vergleich mit den Erfahrungsberichten der anderen Betroffenen auf myelitis.de ist das ein außerordentlich kurzer Zeitraum.
Ich fühlte mich auf der Neurologischen Station der Städtischen Kliniken Dortmund bei Prof. Schwarz und seinem Team jederzeit gut aufgehoben und kompetent informiert. Beispielsweise über die Seltenheit der Erkrankung (er hat ein Einzugsgebiet von 600.000 Einwohnern und hat pro Jahr 1-2 TM-Fälle. Nachdem ich mich während meines Krankenhausaufenthaltes etwas Fachliteratur gelesen hatte, stellte ich auch gezieltere Fragen, die auch jeweils offen beantwortet wurden, z.B:
- wie ist überhaupt meine Entzündung von einem evtl. vorhandenen intramedullären Tumor zu unterscheiden
- woher weiß ich, dass es nicht MS ist
- gibt es noch andere Möglichkeiten als TM?
Die Ärzte haben mir dann immer den Stand der Dinge erklärt. So erfuhr ich, dass zuerst abgeklärt wurde, dass es kein Tumor ist. Nach einer Woche war neben den visuell evozierten Potenzialen auch das Ergebnis der Feinanalyse des Liquors bekannt sowie ein Schädel-MRT gemacht. Ergebnis: Keine MS. Prof. Schwarz erwähnte auch die Möglichkeit, dass es noch ähnlich verlaufende Krankheiten gibt, nämlich ADEM und Devic. Nach einer Woche, also zur 'Halbzeit' meines Krankenhausaufenthaltes kam ein Mensch vom Sozialdienst und fragte, in welche Reha-Klinik ich denn möchte. Ich wählte die Marcus-Klinik in Bad Driburg in NRW. Nach meiner Krankenhaus-Entlassung konnte ich dann noch ein Wochenende zu Hause verbringen und dann gings auch schon per Taxi nach Bad Driburg, wo ich meine vierwöchige Reha absolvierte. Den dortigen Ärzten war meine Erkrankung ebenfalls nicht unbekannt. Mir wurde gesagt, es sei noch ein Mitpatient mit TM in der Reha. Ich hätte gern mal Kontakt aufgenommen, aber die Ärzte wollten das nicht vermitteln. Ich konnte zu dem Zeitpunkt schon wieder relativ gut gehen. Mein Mitpatient habe weniger Glück gehabt, sagte man mir: er säße im Rollstuhl.
Während der Reha ging es mir körperlich langsam immer besser. Allerdings bekam ich in der letzten Rehawoche Rückenschmerzen, die stetig zunahmen und nach der Entlassung richtig richtig heftig wurden. Es war ein punktueller Schmerzherd knapp seitlich der Wirbelsäule in Höhe der entzündeten Segmente TH 5/6. Es fühlte sich an, als stecke dort ein Fremdkörper, der einen brennenden Schmerz verursacht. Das war so stark, dass ich mich immer wieder mit einem Wärmekissen hinlegen musste. Mitte Januar hatte ich einen Nachuntersuchungstermin: Nochmal ein MRT. Ich war der festen Überzeugung: In meinem Rücken stimmt etwas ganz gewaltig nicht. Ich konnte mir nichts anderes mehr vorstellen, als dass es nun doch ein Tumor war.
Ich erinnere mich noch genau, als der Arzt kam und mit mir das Ergebnis der Nachuntersuchung besprechen wollte: keine Kontrastmittelaufnahme mehr, d.h. Entzündung abgeklungen, kein Tumor, alles (na ja, fast alles) gut!
Ungefähr Anfang Februar wurden dann die Rückenschmerz gaaannz laaannnnngsssaaam immer weniger. Jetzt, Mitte März, spüre ich zwar eine deutliche Erleichterung, aber ich kann immer noch fast nichts tragen, ohne wieder Rückenschmerzen zu bekommen. Auch wenn ich tief einatme, den Rücken leicht verdrehe oder eine Weile ohne Lehne sitze, sind sie wieder da. Ansonsten noch stellenweise Taubheitsgefühl in Beinen und Bauch, Kribbeln in Beinen und Füßen, Lhermitte (Nackenbeugezeichen) oft positiv und ziemlich antriebsarm. Werde jetzt doch mal eine psychologische Betreuung in Anspruch nehmen.
Zusammenfassend kann ich sagen, dass ich mich durchweg gut aufgehoben fühlte, sowohl im Krankenhaus als auch in der Reha.